DENKMALLOK
Die Kleinbahn Loh-Hatzfeld

Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) betrieben von 1894 bis 1980 die Kleinbahn Loh-Hatzfeld, eine rund 4,5km lange Güterstrecke, ausgehend vom Bahnhof Wuppertal-Loh.

Zunächst diente die Strecke der Belieferung des Schlachthofs Carnaper-/Schützenstraße der Stadt Barmen und wurde daher oft „Schlachthofbahn“ genannt. Später wurde sie als Gleisanschluss weiterer Industrie rund um Hatzfeld (Herberts-Lacke, Raab Karcher, Joest und viele weitere) ausgebaut.
1920 wurde die Strecke nochmals bis zum Wasserturm auf Hatzfeld verlängert um Siller & Jamart einen Gleisanschluss einzurichten.

Ebenfalls wurde, ausgehend von dieser Strecke, auch das Kraftwerk am Clef in Barmen mit Kohle beliefert. Dazu wurde die mit Staatsbahnwaggons angelieferte Kohle am Bahnhof Schlachthof mit einem Becherwerk auf Waggons der städtischen Bahn umgeladen und von dort dann über Straßenbahngleise zum Kraftwerk gebracht.
Unsere Denkmallok im Draisinenbahnhof Wuppertal-Loh...
...wurde im Jahr 1910 von der Maschinenfabrik J. A. Maffei in München gebaut, die elektrische Ausrüstung kam von den Siemens-Schuckert-Werken. Die 608 ist die zweite jemals bei J. A. Maffei gebaute Elektrolokomotive. Sie blieb ein absolutes Einzelstück.

Sie wurde als Lok Nr. 1 bei der "Barmer Straßenbahn" eingereiht.
Später bekam sie die Bezeichnung 608, die Ende der 70er Jahre auf die Bezeichnung 3608 geändert wurde.

Danach wurden zwei weitere Lokomotiven für die Kleinbahn Loh - Hatzfeld beschafft:
Lok 2: Baujahr 1912 von Maffei/AEG, später Lok 609 bzw. WSW 3609, Spitzname "Dicke Berta", verschrottet 2006
Lok 3: Baujahr 1931 von Schöndorff/AEG, später Lok 610, verschrottet 1963
Höchstgeschwindigkeit
40km/h
Dienstgewicht
33t
Bremsgewichte P 21t oder G 13t
Stundenleistung
bis 280kW
48kW (WSW) / 70kW (SuH) pro Achse
Fahrdrahtspannung
bis 800V=
550V= (WSW) später 800V= (SuH)
Maße
Länge: 7500mm | Breite: 2140mm
Länge über Puffer (LüP): 8810mm
Stundenzugkraft
51kN
bei 20km/h
Baujahr
1910
durch J.A. Maffei
Antrieb
Vier Tatzlagerfahrmotoren
Achsfolge Bo' Bo'
Die Lok hat - wie der Fachmann sagt - ein "schlankes Lichtraumprofil", denn sie wurde auch für Kohletransporte mit eigens gebauten und extra schmalen Waggons auf Straßenbahngleisen zwischen der Verladestation an der Carnaper Straße und dem Kraftwerk in W-Barmen eingesetzt.
(Foto ca. 1963 mit Schwesterlok 610)
Hier stellt die Lok mit Kohle beladene Waggons zur Umladung auf die kleinen "Straßenbahnwaggons" (links) bereit.
Im Hintergrund die heute noch vorhandene Häuserzeile an der Carnaper Straße, auf dem vorderen Grundstück befindet sich jetzt die neue Konzernzentrale der WSW.
  • Im Jahr 1979 hat sie ihre Arbeit bereits erledigt und fährt als Leerfahrt vom Streckenende am alten Hatzfelder Wasserturm zurück zum Betriebshof in ihren Lokschuppen an der Carnaper Straße.
  • Auf der Strecke musste die Lok bis zu 14 Gleisanschlüsse von Firmen mit Güterwaggons bedienen.
  • Bis 1963 für die Lok auch auf gemeinsamen Strecken mit der Straßenbahn
Unsere Lok (rechts im Bild) ist bedeutend schlanker als die "Dicke Berta" (links).
Nach dem Ende des Güterverkehrs auf der Kleinbahn Loh - Hatzfeld wurden beide Lokomotiven Anfang des Jahres 1980 nach Österreich an die Firma „Stern & Hafferl“ verkauft.
Die "Dicke Berta" hieß dort E 22.006, fuhr auf der Linzer Lokalbahn und wurde schon 2006 verschrottet.
Unsere Denkmal-Lok bekam die Bezeichnung E 24.010 und kam zunächst auf der Lokalbahn Neumarkt - Waizenkirchen - Peuerbach (NWP) als E 20 010 zum Einsatz. Ab 1982 befuhr sie die Lokalbahn Lambach - Vorchdorf-Eggenberg (LVE), bis kurz vor ihrer Rückkehr 2023 nach Wuppertal.
Die Lok im Lauf der Zeit
Unsere Lok, E 24 010, hat in der Woche vor ihrem Transport nach Wuppertal, am 26. Juli 2023, bei Stern & Hafferl in Österreich noch Schotterzüge transportiert. Die Lok ist heute noch betriebsbereit.
Anlieferung und Aufstellung am 01.08.2023
Über viele Jahre und in unzählbaren Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurde die Rückführung der Lok nach Wuppertal verfolgt und auf den Termin der Ausmusterung gewartet. Schwertransport und Kräne mussten organisiert, zudem ein Aufstellort gefunden werden.

Der Übergabebahnhof Wuppertal-Loh, der Streckenbeginn der Trasse Loh-Hatzfeld, hat hier beides vereint: Der lokale Bezug mit direkter Sichtverbindung zum Viadukt der Trasse, aber auch Bürgernähe und die eisenbahnhistorische Umgebung durch den erhaltenen Bahnhof, die Gleisanlagen der Draisinenstrecke, Signale und den Güterwagon.

Da die Oberleitung im Schönebecker Busch endete, war unsere Lok zu keiner Zeit direkt am Bahnhof Loh tätig. Für die von ihr bewegten Güter war der Bahnhof allerdings immer der Übergabepunkt zur Rheinischen Strecke.
Neben dem Erhalt und der Aufarbeitung dieses einmaligen Denkmals gibt es natürlich schon viele Pläne für die Zukunft. Dazu gehört ein Dach sowie eine Teillackierung in ihren ursprünglichen WSW-Farben.
Viele Fachzeitschriften und lokale Medien berichteten...
  • Großer Bahnhof für kleine Lok
    Eisenbahn-Kurier
    10/2023 und 01/2024
  • E 24 010 von Stern und Hafferl zurück in die alte Heimat
    Eisenbahn-Revue International
    10/2023
  • E 24 010 zurück in die alte Heimat
    Schienenverkehr Aktuell
    9/2023
  • E-Lok für den Bahnhof Loh
    Radio Wuppertal
    01.08.2023
  • Eine 113 Jahre alte E-Lok, die die Wuppertaler Bahngeschichte prägte, hat am Bahnhof Loh ihre letzte Ruhestätte gefunden
    Westdeutsche Zeitung
    02.08.2023
  • Elektrolok schwebte zur Nordbahntrasse
    Wuppertaler Rundschau
    02.08.2023
Antworten auf die häufigsten Fragen:
Weitere Informationen zur Strecke:
Bildquellen:

  • Hintergrundbild Seitenkopf: Wolfgang R. Reimann
  • Hintergrundbild Kohlenlieferung Am Clef: Sammlung Wilfried Harder
  • Hintergrundbild Becherwerk: Sammlung Wilfried Harder

  • Lok auf Hatzfeld: Michael Malicke
  • Abholung Kesselwagen: Klaus Hoffmann
  • Kreuzung Winchenbachstr.: Eduard Bouwman / Sammlung Bernhard Terjung

  • Großbild Loks auf WSW-Gelände: Klaus Hoffmann

  • Fabrikneue Lok: Hans-Günter Bunse
  • Anschluss Herberts: Klaus Hoffmann
  • Transport zu S&H: Klaus Hoffmann
  • Kohlezug S&H: Gunter Mackinger
  • Bahnsteig S&H: Gunter Mackinger

Alle neueren Fotos und Detailaufnahmen auf dieser Seite sind von den tatkräftigen Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Eisenbahngeschichte und Draisinen:

Rolf Dellenbusch, Peter Haering und Klaus Teders



Wir bedanken uns bei allen Fotografen für die gelungenen Einblicke

und die historisch wertvolle Dokumentation!